Carolina Martínez fühlt sich zu Hause, wenn sie mit Feuer arbeitet
Konzentriert und gleichzeitig verträumt ist Carolina Martínez‘ Blick, wenn sie die Flamme auf das Silber vor sich richtet. Das Metall beginnt zu glühen. Danach kurz abkühlen lassen, bevor es geformt werden kann. „Ich fühle mich zu Hause, wenn ich mit Feuer arbeite“, schwärmt die Goldschmiedin. Es fühle sich archaisch an. Das Metall aus der Erde, das Feuer: „Ich spüre eine besondere Verbindung zu unseren Wurzeln als Menschheit in diesen Momenten“, erzählt Carolina. Diese Momente entstehen, wenn sie ihren selbst kreierten Schmuck per Hand fertigt.
Das Archaische sieht man am Ende nicht. Der Stil von Kreaia Schmuck & Design ist minimalistisch, pur, fein, manchmal filigran. In ihren Kollektionen spielt Carolina meist mit einer Grundform und Grundidee, die sie auf Ringe, Ohrringe, Ketten und Armreifen überträgt. Sie arbeitet ausschließlich mit Silber, ohne Edelsteine. Weil trotz kleiner Kollektionen der Schmuck bezahlbar bleiben soll. Bevor sie ein neues Stück in ihr Sortiment aufnimmt, testet sie es ausgiebig im Alltag. Als dreifache Mutter und im Handwerk arbeitend weiß sie selbst, dass Schmuck nicht nur gut aussehen soll, sondern auch tragbar sein muss. Muttersein und Frausein – das sind wichtige Themen für die gebürtige Kolumbianerin. Jede Frau sei gut so, wie sie ist. „Ich möchte echte Frauen erreichen“, betont sie. Bei Fotoshootings zur Präsentation ihres Schmucks arbeitet sie daher mit Frauen aus dem Alltag, die eben keine Models sind.
Wenn der Schmuck Geschichten trägt
Wenn Carolina Schmuck kreiert, erzählt sie eine Geschichte. Das lassen schon die Namen der Kollektionen „Am Horizont“ und „Die Verwandten“ erahnen. Später gebe jede*r, der*die den Schmuck trägt, weitere Geschichten hinzu. Eine bestimmte Lebensphase, ein besonderes Ereignis, das die Trägerin mit dem Schmuck verbindet. „Diese emotionale Verbindung und Erinnerung schaffen nur wenige Objekte“, erzählt Carolina fasziniert. Zum ersten Mal erkannte sie das, als sie Produktdesign und zeitgenössischen Schmuck an der Escola Massana in Barcelona studierte.
Diese emotionale Verbindung spürt sie auch bei ihren Auftragsarbeiten. Wenn Kund*innen Erbstücke bringen, die aufgearbeitet werden oder ein moderneres Design bekommen sollen, liegt oft ein Stück Lebensgeschichte mit auf dem Werktisch. Ebenso bei Reparaturen. Oder wenn sie individuelle Eheringe für Brautpaare designt und fertigt. Bei Workshops kannst du übrigens selbst erleben, wie durch deine Hände unter Carolinas Anleitung dein eigenes Schmuckstück entsteht.
Coworken, wo die Dielen knarzen und zwischen den Balken Kunst lebt
„Irgendwie bin ich vieles. Nicht nur Goldschmiedin“, sagt Carolina. 2010 zog sie mit ihrem Mann und mit dem dritten Sohn schwanger von Barcelona nach Franken. Nach der Elternzeit rief das Feuer und sie gründete 2017 Kreaia in Erlangen. 2018 dann das Kreativlabor. Coworkingspace für bis zu fünf Kreative und Handwerker*innen, Atelierladen und Ausstellungsort für regionale Künstler*innen und Designer*innen. Konfrontiert mit einer neuen Sprache, in der die Bezeichnungen für das vertraute Werkzeug erst mal fremd klangen, suchte Carolina eine Werkstatt, in der sie mit anderen arbeiten konnte. Gefunden hatte sie so einen Ort damals nicht. Also gründete sie ihn einfach selbst, als ihr die ehemalige Galerie Hinz & Kunst in der Schiffstraße zur Miete angeboten wurde. Fachwerk, knarzende Dielen und zwischen den alten Holzbalken regelmäßig wechselnde Kunst. Kannte sie die Galeriewelt vorher vor allem von der anderen Seite, als sie selbst zeitgenössischen Schmuck als Künstlerin ausstellte, kuratiert und unterstützt sie heute die Künstler*innen vor Ort. Das Kreativlabor ist ein „Kraftort, wo wir gemeinsam wachsen können“, schwärmt Carolina.
Autorin: Petra Häfner
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